Rhythmisch. Musikalisch. Dynamisch. Das sind keine Qualitäten, die man Stahl nachsagt. Und doch hat Karl Menzen diesem Material beigebracht, sich zu drehen, zu bewegen. Ja, zu tanzen. Wer durch sein Atelier gehen durfte, fand Skulpturen, die klein wie ein Klötzchen waren oder so groß, das nur ein Kranwagen sie transportieren konnte. Aber alle transzendieren ihre harte, kalte Natur. Das ist die Kunst von Karl Menzen.
Es war der 12. Mai 2017 als meine Frau und ich Karl zum ersten Mal trafen - auf einer Ausstellung in Stahnsdorf, vor den Toren Berlins. Gunhild Kreuzer, eine Performancekünstlerin, stellte uns einander vor. Und sofort war da das Gefühl, wir seien seit vielen Jahren schon befreundet.
Karl Menzen: Kopfmaschine
Was folgte, waren immer wieder Begegnungen, Vernissagen, Atelierbesuche, Nachmittage und Abende mit seiner Frau Lisa und uns, die einfach nur so dahinflossen, ganz unbeschwert und elegant und inspirierend. Er, der Rheinländer aus Heppingen, hatte an der TU Berlin studiert und sich - anfangs als Ingenieur, dann als freier Künstler - ganz dem Stahl zugewandt. Und ihn in seinen Händen in etwas Magisches verwandelt.
Karl Menzen: Stehend Liegend
Karls Kunst war in Chile und in Mailand zu sehen, am Ku'damm Berlin auf dem Dach einer Versicherungsgesellschaft und im Schloss Gottorf in Schleswig. Er zeigt uns, wie er aus einer kleinen, meist geometrischen Pappvorlage mit Schnitten, Knicken, Drehungen ein dreidimensionales Objekt schuf, das später - zehn- oder hundertmal so groß und in Stahl geformt - eine Skulptur voller Wirkkraft wurde. Wir haben, inmitten seiner Werke und einer kleinen Sammlung von italienischen Motorrädern, bei ihm gesessen, getrunken und gelacht. Jetzt weinen wir und denken an diesen großen Künstler und Menschen, der unseren Weg gekreuzt hat. Karl starb, nach einem Tag voller Arbeit, glücklich und ganz unerwartet - am 19. November 2020.
Karl Menzen: 2017 in seinem Atelier